Westerwälder, sagt man gemeinhin, sind stur, wortkarg und nur dann zu einem Lächeln zu bewegen, wenn ihnen ein großes Bier serviert wird. Der Westerwald selbst gilt als düster, kalt und stürmisch. So viel zu den Vorurteilen – und nun zur Realität: Der Westerwald bietet nicht nur eine äußerst facettenreiche Landschaft, sondern auch hübsche kleine Städtchen, gesunde Waldluft, lauschige Wanderwege, eine Fülle an Sportmöglichkeiten und sogar ein europaweit anerkanntes Yoga-Zentrum mitten im Grünen.
Es ist kein Zufall, dass etliche ehemalige Westerwald-Urlauber ihren Wohnsitz vom Ruhrpott oder dem Kölner Raum irgendwann auf ewig in die grüne Waldoase zwischen Rhein, Nahe, Dill und Sieg verlegt haben. Ihnen gefiel es so gut, dass sie bleiben wollten. So verkehrt kann der Westerwald mit seinen sturmzerzausten Höhen also nicht sein. Wer ihn einmal lieben gelernt hat, möchte die reine Luft, die entspannende Stille und die unzähligen verschlungenen Pfade und Wege durch Feld, Wald und Wiesen nicht mehr missen.
Am sympathischsten und lieblichsten gibt sich der Westerwald zwischen Bonn, Neuwied und Montabaur – der so genannte Naturpark Rhein-Westerwald. Die Lage ist günstig: Köln ist nur maximal eine Stunde entfernt und über die A3 problemlos zu erreichen. Koblenz liegt ebenfalls nur einen Katzensprung entfernt und ist ein ideales Ziel für einen kulturell geprägten Tagesausflug.
Die kühl-blauen Hügel der Vulkaneifel sind bei klarer Witterung nicht nur gut zu sehen, sondern dank der Neuwieder Rheinbrücke binnen einer knappen Autostunde anzusteuern. Deshalb ist der Naturpark Rhein-Westerwald ein optimales Reiseziel für Familien und auf Touristen eingestellt.
Die meisten Wanderwege sind dennoch keine von Massen belagerten Trampelpfade. Im Westerwald ticken die Uhren anders: Der vermeintlichen Verbohrtheit der Bewohner zum Trotze grüßt man sich freundlich, wenn man sich im Walde oder Felde begegnet. Schließlich kann es auch in der Hochsaison vorkommen, dass einem stundenlang kein anderer Mensch entgegen schreitet. Zum Ausgleich gibt es Kühe, Schafe, Pferde und Federvieh en masse – ein Paradies für Kinder.
Die Wälder sind tief, aber abwechslungsreich: Tannenwälder reihen sich an dschungelartige Laubhöhlen, liebliche Mischwälder und uralte Alleen; immer wieder öffnet sich das Dickicht, um den Blick frei zu geben auf wogende Maisfelder, Weiden und Wiesen. Einige Gebiete befinden sich derzeit im Renaturierungsstadium – zum Beispiel das reizvolle Grenzbachtal bei Horhausen im Kreis Altenkirchen, in dem sich die Wasserläufe endlich wieder in ihrer ureigensten Forum durch die Landschaft schlängeln dürfen.
Hin und wieder können die Wanderer ein Gatter öffnen und eine der riesigen Naturweiden durchqueren, auf denen die Grenzbachrinder angesiedelt wurden – dem ausgestorbenen Auerochsen nachgezüchtete Tieren, die friedlich zwischen den Wegen grasen und dafür sorgen, dass das Tal nicht zuwuchert.
Der Mensch greift nur noch dann ein, wenn es nötig wird – ansonsten ist das Grenzbachtal sich selbst überlassen und damit das passende Ambiente für das Yoga-Vidya-Zentrum bei Oberlahr. Versteckt im Wald und weit weg von lärmenden Straßen, Alltagshektik und Stress üben sich hier Gäste aus ganz Europa im bewussten Loslassen.
Doch es geht auch aktiver: In Döttesfeld nimmt der Nordic Walking-Park Grenzbachtal seinen Anfang und lockt mit angenehmen Strecken unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade. Radfahrer kommen auf dem Radwandernetz Puderbach voll auf ihre Kosten; und für Reiter, Angler und Quadfahrer ist der Westerwald ohnehin ein echtes Paradies.
Pferde gehören zum Bild eines jeden Ortes fest dazu; mehrere Wanderreitstationen halten solide ausgebildete Verlasspferde bereit, auf denen in bequemen Westernsätteln die Welt aus einer anderen Perspektive erobert werden kann.
An heißen Tagen – und die gibt es im Westerwald sehr wohl – ist die Dreifelder-Seenplatte bei Steinen einen Besuch wert. Hier gehen ausgebaute, bewachte Badestrände und wild-romantische Naturschutzgebiete nahtlos ineinander über.
Zu guter Letzt bietet der Westerwald überschaubare, lebendige Städtchen wie Altenkirchen, Hachenburg oder Dierdorf, in denen es sich vortrefflich speisen und bummeln lässt, und seine unzähligen bierseligen Dorffeste mit Tanz und Musik. Kurz: Im Westerwald ist immer etwas los – und trotzdem steht den Reisenden jederzeit die Flucht ins stille Grüne offen.
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