Ein Bummel über den Flohmarkt ist immer auch ein anregendes Kreativitätstraining. Denn die schönen alten Schätzchen, die hier für einen kleinen Euro feilgeboten werden, fordern die raffinierte Zweckentfremdung im Sinne des schöner Wohnens geradezu heraus. Dabei ist kein gestalterischer Gedanke so abwegig, als dass er nicht in einem fulminanten Kunstwerk der exklusiven Art enden könnte.
Der Drahtesel als Rankhilfe
Alte Fahrräder haben immer etwas Poetisches an sich. Deshalb taugen sie auch besonders gut für die floralen Phantasien künstlerisch angehauchter Gartenfreunde. Auf dem Flohmarkt oder im Rahmen öffentlicher Versteigerungen sind ausgediente Fahrräder immer günstig zu haben. Als neuer Besitzer eines alten Drahtesels muss man seine Anschaffung jetzt nur noch mit rankenden Pflanzen näher bekannt machen, um sich schon wenig später einer ausgefallenen grünen Dekoration erfreuen zu können. Denn Gurken, Geranien, Lobelien, Löwenmäulchen oder auch die aromatische Kapuzinerkresse werden die ausgedienten Speichen bald dankbar umwachsen. Und dadurch das Auge begrünend erfreuen.
Alte Stühle für neue Blumen
Wenn die stabile Sitzfläche nur noch in der Phantasie existiert, haben die meisten Stühle ihren Verkehrswert vollständig eingebüßt. Dann schlägt die Stunde der cleveren Dekorateure mit dem grünen Daumen. Denn das Loch, das nun in der Fläche des einstigen Polsters gähnt, hat exakt die richtige Abmessung, um neuem Wachstum zu einem nicht alltäglichen Rahmen zu verhelfen. Einfach einen robusten Blumenkübel im Stuhlrahmen verankern, und bunte Blüten schaffen bald die augenzwinkernde Illusion einer neu aufgearbeiteten Sitzfläche. Darauf darf man dann sogar reichlich Platz nehmen. Allerdings nur, wenn man sich als Insekt unwiderstehlich von der verschwenderisch üppigen Blütenpracht unwiderstehlich angezogen fühlt.
Die Kräuterleiter
Ausgediente Stehleitern geben prima „Anhaltspunkte“ für einen individuellen Kräutergarten ab. Denn an jeder Sprosse, die noch trägt, kann ein anderer Topf mit aromatischen Gartenkräutern mit der bekannten Blumenampeltechnik befestigt werden. So können Schnittlauch, Basilikum, Kerbel & Co. in schönster duftender Einheit das optische Kaskadenprinzip genießen, und dabei noch als exklusive Blickfänger dienen. Wer die stabile Wachstumsgrundlage in Perfektion ausnutzen möchte, kann auch einer aufstrebenden Tomatenpflanze hier und da einen trittsicheren Halt an und auf der Leiter anbieten. Aber auch Kiwis wissen ein beschützendes Gerüst sehr zu schätzen.
Gerade auf „Balkonien“ stehen die guten alten Pflanzschalen grundsätzlich hoch im Kurs. Doch auch hier spricht nichts dagegen, etwas freche Phantasie walten zu lassen. So kann man zum Beispiel der herrlich duftenden Zitronenmelisse in einer alten Kaffeekanne eine neue Heimat schaffen. Und saftige Brunnenkresse oder ein quirliger Bubikopf verpassen auch den kahlsten alten Teepott rasend schnell eine neue Frisur. Sogar ganz gewöhnliches Gras wird zu einem exotischen Hingucker, wenn es in einer alten Suppentasse wächst. Die Möglichkeiten sind fast unendlich. Auch (und gerade) in bescheidenen räumlichen Verhältnissen.
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