Wenn der Begriff Ayurveda fällt, denken die meisten zunächst an Ölmassagen oder meditative Bewegungstherapien. Aber Ayurveda ist viel mehr. Oft als „Mutter der Medizin“ betitelt ist diese Gesundheitslehre seit Jahrtausenden für viele Menschen Basis und Garant für ein gesundes und harmonisches Leben. Hier ist ein Überblick über die Grundpfeiler dieser Lehre.
Überliefertes Wissen
Ayurveda hat eine lange Tradition. Entwickelt in der vedischen Hochkultur in Altindien wurde das Wissen darum zunächst mündlich überliefert, bis vor 5000 Jahren die ersten Schriften in Sanskrit davon berichteten. Die großen Meister, die Maharischis, vereinten darin ihre Beobachtung von Natur und Menschen mit den Erkenntnissen, die sie aus rationalem Denken und ihren spirituellen Erfahrungen gewannen. Auch nach dem Untergang der vedischen Kultur ging das Wissen nie ganz verloren und wurde über die englische Kolonialzeit hin bis in die achtziger Jahre des Zwanzigsten Jahrhunderts in vielen kleinen Bruchstücken und Teilwissen in Familientraditionen erhalten. Maharischa Mahesh Yogi ist es zu verdanken, dass viele Experten und Universitäten begannen, das überlieferte Wissen zu sammeln und wieder zu einer Lehre zu vereinen.
Energien in Harmonie
Ziel der Ayurveda ist es, für ein Gleichgewicht in Bewusstsein und Körper zu sorgen und dadurch die Grundlage für ein langes Leben in Harmonie zu schaffen. Basis dafür ist das Wissen um die drei Doshas, die drei Energieprinzipien, die überall in der Natur zu finden sind und deren Zusammenwirken das Leben steuert. Sie finden sich auch in jedem Menschen und müssen in einem individuellen Gleichgewicht stehen, damit Körper und Geist sich wohlfühlen und die Herausforderungen einer sich ständig in Veränderung begriffenen Umwelt bestehen können. „Vata“ steht für Aktivität und Bewegung, ist für Muskulatur und Nervensystem zuständig, für Lebensfreude, Empfindsamkeit und Kreativität.
„Pitta“ sorgt für die nötige Energie, für den Stoffwechsel, die Verdauung und den Intellekt. „Kapha“ ist als drittes Organisationsprinzip verantwortlich für die Abwehrkräfte, Kraft, Ausdauer, geistige Stabilität und Geduld. Die unterschiedlichen individuellen Gewichtungen dieser drei Elemente sind es, die einen Menschen charakterisieren, doch erst, wenn die Doshas im jeweils richtigen Verhältnis zueinanderstehen, ist der Mensch gesund und fühlt sich wohl. Dieses zu unterstützen und zu bewerkstelligen ist Sinn und Aufgabe aller ayurvedischen Therapieansätze.
Innere und äußere Reinigung
Ein zentrales Thema der Ayurveda, die Königsdisziplin sozusagen, ist das Reinigungsverfahren, Panchakarma genannt, in dem durch eine Kombination von äußeren und inneren Ölanwendungen, Yoga, Meditation und Ernährung, eine ganzheitliche Reinigung und der Einklang von Körper, Geist und Seele erreicht werden soll. Besonders die Ölmassagen erfreuen sich bei uns großer Beliebtheit und sind aus keinem Wellnessangebot wegzudenken. Ayurveda aber darauf zu reduzieren, würde ihren ganzheitlichen Ansatz ignorieren. Den Stoffwechselgiften und einer gestörten Verdauung entgegenzuwirken ist eine ebenso wichtige Aufgabe und wird durch die Auswahl von Lebensmitteln, die mit den einzelnen Doshas harmonieren und entsprechende Ernährungs- und Zeitpläne erreicht. Was der eine Mensch an Gewürzen oder Gemüse beispielsweise meiden soll, ist für den anderen vielleicht wichtiges unterstützendes Element.
Alles hat seine Zeit
Großen Einfluss auf unser Wohlbefinden und unsere Leistungsfähigkeit haben auch Wetter und Zeit. Kaltes, windiges, trockenes Wetter lässt die Vata-Energien in uns ansteigen, während der Sommer uns leicht durch zu viel Pitta aus dem Gleichgewicht bringt und für Intoleranz, Ungeduld und Wut anfällig macht. Auch die verschiedenen Tageszeiten haben Einfluss auf unsere Dosha-Phasen und das Wissen um diese Wirkung hilft bei der Planung des Tagesablaufes und der Verteilung von Aufgaben, Gesprächen, Mahlzeiten oder Ruhepausen auf den Tag. Ayurveda lässt sich praxisnah im täglichen Leben einsetzen und wer sich selbst und seine Stärken und Schwächen kennt, kann sein individuelles Wohlfühl-Programm zusammenstellen. Viele Ayurveda-Therapeuten, Gesundheitszentren und Wellness-Institute helfen dabei mit Anleitungen, Kursen, Therapien und Ernährungsberatungen.
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