Handarbeiten ist ein kreatives Hobby, das viel Freude macht. Dabei müssen es aber nicht immer nur Pullover, Handschuhe oder Schals sein, die von flink klappernden Nadeln in geschickten Händen aus anschmiegsamer Wolle entstehen. Denn auch mit einer Nadel, nämlich der Häkelnadel, lässt sich eine Menge anstellen. Und wer es filigran liebt, der wird sich ganz bestimmt für die alte und dabei ewig junge Technik des Filethäkelns begeistern.
Baumwolle „digital“
Filethäkeln geht so erstaunlich leicht, dass sogar „Wollneulinge“ sehr schnell erste und faszinierend schöne Ergebnisse sehen. Alles, was man für den Anfang beherrschen muss, sind Luftmaschen, Stäbchen und – die Grundrechenarten. Denn beim Filethäkeln sollte man sich tunlichst nicht verzählen, sonst gerät das Endergebnis unschön aus den Fugen. Und was man außerdem noch braucht, sind gute und scharfe Augen. Denn beim Filethäkeln arbeitet man üblicherweise mit sehr feinen Baumwollgarnen (zum Beispiel Garnstärke 10 mit 280 Metern Lauflänge auf 50 Gramm Garn) und dementsprechend zarten Häkelnadeln (Nadelstärke von 1,25 bis 1,5).
Der ganze Trick beim Filethäkeln besteht in der geschickten Verteilung von optisch geschlossenen Kästchen (bestehend aus Gruppen von direkt nebeneinander angeordneten blickdichten Stäbchen) und optisch offenen Kästchen (bestehend aus einem von Luftmaschen umgrenzten „Loch“). Oder in digitalem Vokabular erklärt: Beim Filethäkeln arbeitet man mit „Nullen“ (offene Kästchen) und „Einsen“ (gefüllte Kästchen). Aus der Anordnung dieses binären Häkelcodes können sich dann wahlweise einfache geometrische Muster, aber auch komplizierte florale Arrangements oder niedliche Tiergruppen ergeben. Grundsätzlich kann wirklich jedes beliebige Muster, das sich in einer randscharfen Schwarz-Weiß-Zeichnung darstellen lässt, auch in eine exklusive und außergewöhnliche Filethäkelarbeit umgesetzt werden. Und genau so funktioniert auch die Lesart bei den zahlreichen Anleitungen fürs Filethäkeln. Hat man die Scheu vor den auf den ersten Blick kryptisch anmutenden Geheimzeichen erst mal überwunden, kann der Handarbeitsspaß sofort losgehen. Anfänger sollten dabei lediglich darauf achten, dass das Häkelmuster ausdrücklich als ganz besonders einfach gekennzeichnet ist. Rein äußerlich zeigt sich das darin, dass die fertige Häkelarbeit absolut rechteckig ist und das erkennbare Muster sich visuell in geradlinige Zeilen gleicher Länge „zerlegen“ lässt.
Fortgeschrittene dürfen ganz frei zu- und abnehmen
Hat man sich erst einmal „eingehäkelt“, dann kann dieses wunderschöne Hobby schnell zur Sucht werden. Und da sich eine Sucht dadurch auszeichnet, dass man immer mehr will, wird sich der frischgebackene „Filethäkel-Junkie“ bald auch in die höheren Sphären dieser faszinierenden Handarbeitskunst vorwagen wollen. Dabei verlässt man den schlichten rechteckigen Raum, um zu völlig neuen wollenen Ufern aufzubrechen. Die Konturen verlassen jetzt den rechten Winkel, und mit geschicktem Ab- und Zunehmen wachsen üppige Rundbögen und hinreißende Wogen und Wellen. Dementsprechend kompliziert nehmen sich jetzt auch die Häkelanleitungen aus. Doch in diesem fortgeschrittenen Stadium der „Woll-Lust“ ist man mit der umgarnenden Geheimschrift ja schon allerbestens vertraut.
Wohin mit all den Häkeldeckchen?
Mit der Zeit werden sich zahlreiche fein gehäkelte Untersetzer, Deckchen oder Frühstücksmatten ansammeln. Und ab einem gewissen „Sättigungsgrad“ erhebt sich die Frage, was man mit all diesen hübschen Zeugnissen der eigenen Kunstfertigkeit noch so alles anstellen kann. Die einfachste Lösung: An liebe Menschen verschenken. Dazu muss man sich allerdings erst einmal von seinen Schätzen trennen können. Wer das nicht fertigbringt, kann sich überlegen, seine gehäkelten Kostbarkeiten auf einfarbige rohseidene Cocktailkissen aufzunähen, um damit auf der häuslichen Couch für Deko-Furore zu sorgen. Sollte ein Stück besonders perfekt gelungen sein, dann kann man es auch in einem geschmackvollen Bilderrahmen auf dem Hintergrund eines einfarbigen Farbkartons an der Wand drapieren. Man kann auch Fotoalben auf der Frontseite mit Häkeldeckchen bekleben. Wer seine Phantasie ein wenig spielen lässt, wird bestimmt noch viel mehr tolle Ideen entwickeln.
Noch ein Wort zum Schluss
Es gibt es billiges Häkelgarn schlichterer Qualität und teures Garn aus hochfeiner, mehrfach gekämmter und mercerisierter Baumwolle nobler Herkunft. Für die ersten häkeligen Gehversuche ist das preiswerte Garn absolut ausreichend. Dann fällt es auch nicht so schwer, möglicher Weise misslungene Erstlingswerke stillschweigend zu entsorgen. Mit fortschreitender Kunstfertigkeit und wachsender Größe der Häkelprojekte sollte man jedoch unbedingt das bessere Garn verwenden, auch wenn es etwas mehr kostet. Denn die großen Mengen von Zeit, Arbeit und Freude, die beispielsweise in eine ausladende Tischdecke oder in Wohnzimmervorhänge investiert werden, sollen ja nicht nach der zweiten Wäsche ruiniert sein.
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