Eine der größten deutschen Ersatzkassen, die DAK, hat in einer aktuellen Umfrage Besorgnis Erregendes festgestellt. Denn aus den Aussagen der befragten Männer ging hervor, dass 68 Prozent von ihnen durchaus Angst vor einer Krebserkrankung haben, dass aber trotzdem jeder zweite Mann um die entsprechenden Vorsorgeuntersuchungen einen großen Bogen macht. Woher kommt diese bedrohliche Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln? Und was kann man(n) dagegen unternehmen?
Ein Aufruf vom Experten
Stöbert man noch etwas in der DAK-Studie, dann liest man dort, dass nur rund 15% des starken Geschlechts die ihnen zustehenden kostenlosen Früherkennungsuntersuchungen wahrnehmen. In diesen Untersuchungen wird beispielsweise auch nach Prostatakrebs gefahndet, der derzeit am weitesten verbreiteten Krebserkrankung bei Männern. Diese Statistik sieht der Urologe Dr. Schmidt-Enghusen mit großer Sorge, da es gerade der Prostatakrebs ist, der bei seiner rechtzeitigen Diagnose in einem möglichst frühen Stadium sehr gut und Erfolg versprechend behandelbar ist. Aus diesem Grund legt der DAK-Experte seinen Geschlechtsgenossen auch dringend nahe, ab dem 45. Lebensjahr einmal im Jahr zur Krebsvorsorge zu gehen. Doch diesem Appell folgt die angesprochene „Mann-Schaft“ weniger als halbherzig. Warum?
Hackethals Haustierkrebs
Der im Jahre 1997 verstorbene streitbare Arzt Julius Hackethal hatte seine ganz eigene Meinung dazu, wie man Krebs, wenn überhaupt, behandeln sollte. Dabei geriet er regelmäßig mit etablierten Medizinern mit dem Vorwurf der „Verstümmelungsstrategie“ in saftige Kontroversen. Insbesondere der Prostatakrebs wurde dabei besonders oft zum chirurgischen Zankapfel. Hackethal prangerte, seinerzeit durchaus zu Recht, das hohe Risiko für schwerwiegende Folgeschäden bei Prostataoperationen (z.B. Inkontinenz und Impotenz) an, welches nach seiner Meinung in keinem vernünftigen Verhältnis zum „Operationserfolg“ stand. Ja, mehr noch.
Hackethal bezeichnete den Prostatakrebs als „Haustierkrebs“, da er, von Ärzten in Ruhe gelassen, in aller Regel zusammen mit seinem Besitzer ein gesegnetes Alter bei uneingeschränkter Mannbarkeit erreichen konnte, ohne sich dabei größer störend bemerkbar zu machen. Natürlich waren Hackethals provokante Thesen umstritten. Aber sie waren und sind auch ausgesprochen populär. Und sie sitzen heute noch in den männlichen Köpfen fest. Was dazu beiträgt, dass ma(n) sich natürlich weder seiner Potenz noch seiner Blasenkontrolle berauben lassen möchte, nur um ein größtenteils gutmütiges und friedfertiges Stück Gewebe ohne wirkliche Notwendigkeit „rausschnippeln“ zu lassen.
Die große Hafenrundfahrt
Abseits aller Kontroversen über die tatsächliche oder lediglich aufgebauschte Gefährdung durch Prostatakrebs muss die Vorsorgeuntersuchungssituation als solche auch einmal mit den Augen eines Mannes betrachtet werden. Denn was der Urologe oder Androloge da mit seinem Patienten wohl oder übel anstellen muss, um zu einem aussagefähigen Tastbefund zu gelangen, wird üblicherweise als kräftige Demütigung gewertet. Und welcher Mann will sich schon in so eine unwürdige Situation bringen lassen? Man mag es als falsch verstandenen Stolz und als unangemessene Scham vor einem Mediziner betrachten, aber dennoch empfinden die meisten Männer eben so. Und das Recht auf diese Empfindung kann und darf man ihnen nicht streitig machen. Zumal hierin aus männlicher Sicht ein guter Grund liegt, sich dem Krebsvorsorgegedanken nachhaltig zu verweigern.
Wie verliert man(n) die Angst vor dem Arzt?
Grundsätzlich muss ein sehr positives und uneingeschränktes Vertrauensverhältnis zum untersuchenden Facharzt bestehen. Fühlt man sich als Patient mit seinen Ängsten und Vorbehalten weder ernst genommen noch gut aufgehoben, dann ist man definitiv in der falschen Praxis vorstellig geworden. Dann bleibt nur noch, als mündiger und kritischer Patient so lange auf Ärztesuche zu gehen, bis man wohl behalten gut angekommen ist. Hat man diese erste Hürde genommen, dann kann man auch in selbstbewusster Eigenverantwortung dafür Sorge tragen, dass Krebs keine Wachstumschance mehr bekommt. Und sich statt dessen ein garantiert freundliches Haustier holen, dass man nicht ständig in seinen Eingeweiden mit sich rumschleppen muss.
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Ich würde nicht an verdrehten Vorsorgeuntersuchung teilnehmen. Man wird ja schon hin gezwungen! Da würde ich immer gegen sein.