Autofahrer in aller Welt haben offensichtlich ein massives Problem damit, mehr Farbe auf die Straße zu bringen. Denn fast die Hälfte aller weltweit vom Band laufenden Automobile sind in Silber (Platz 1 mit 24%) oder in Schwarz (Platz 2 mit 22%) lackiert. Dieser Trend ist erstaunlich beständig, wie man von führenden Herstellern und Lieferanten hochwertiger Autolacke hört. Doch woher kommt dieser Hang zur rollenden Farblosigkeit? Und welche Aussage machen Menschen, die mit blechernem Achromatismus nichts am Tacho haben?
Europas Straßen: Schwarz und Grau
Auf Autobahn & Co. beschleunigt die Tristesse. Denn den dritten Platz in der Gunst der internationalen Fahrzeughalter teilen sich die Nicht-Farben Weiß und Grau mit jeweils 16%. Betrachtet man nur den europäischen Fahrzeugmarkt, so ist festzustellen, dass Schwarz und Grau die am häufigsten nachgefragten und gekauften Lackierungen sind.
All diesen Schattierungen fern des Regenbogens ist gemeinsam, dass der Fahrer beim unauffälligen Mitschwimmen in der farblosen Masse seine individuelle Persönlichkeit vorzüglich vor neugierigen Blicken verbergen kann. Wer eine „Allerweltslackierung“ zur Schau stellt, tut sich nicht hervor und zieht keine weiteren Blicke auf sich. Natürlich ist auch das „nicht auffallen wollen um jeden Preis“ an sich schon eine typische Charaktereigenschaft. Doch wenn fast jeder so „unsichtbar“ daherkommt, ist es mit der Aussagefähigkeit entsprechender Beurteilungen schlecht bestellt.
Farbe bekennen, Selbstbewusstsein demonstrieren
Wer bewusst und absichtsvoll ein „buntes“ Auto fährt, hat es nicht nötig, seine Individualität und Einzigartigkeit schamhaft hinter grauschwarzen Blechlawinen zu verbergen. Und so hat es sich in psychologischen Feldstudien auch gezeigt, dass ganz bestimmte farbige Lackierungen meist mit recht typischen Persönlichkeitsmustern korrespondieren. Wer zum Beispiel ein strahlend gelbes Auto fährt, möchte gerne auffallen und Aufmerksamkeit erregen, vielleicht sogar ein wenig provozieren, auf jeden Fall aber kommunizieren.
Liebhaber flammroter Karossen sind ausgesprochen statusbewusst, dominant und durchsetzungsfähig. Nicht umsonst kommen viele PS-starke Luxusboliden in aufreizendem Rot daher. Auch ist es kein Zufall, dass einige KFZ-Versicherer für rote Autos höhere Versicherungsprämien verlangen, da rote Autos überzufällig häufig in Unfälle oder anderweitige Karambolagen verstrickt sind. Wer dagegen nach Verlässlichkeit, Perfektion und Planbarkeit strebt, der wird sich gerne in ein dunkelblaues Auto setzen.
Und in pinkfarbenen PKW sitzen nicht selten junge Damen hinter dem Steuer, die sich mehr für den beleuchteten Schminkspiegel hinter der Sonnenblende als für die Innereien unter der Motorhaube interessieren.
Natürlich machen auch andere Farbigkeiten ihre psychologischen Aussagen. Und wer es hier besonders genau nehmen will, der wird zusätzlich auch noch nach der Fahrzeugmarke und der Automobilbauart differenzieren. Allerdings muss man derzeit davon ausgehen, dass die fröhlichen Farbtupfer auffällige Exoten im Straßenbild bleiben werden.
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