Hurra, wir haben die Wirtschaftskrise überlebt! Jetzt wäre die beste Zeit dafür, wieder in die Hände zu spucken, um mit vereinten Kräften das Bruttosozialprodukt zu steigern. In der Tat würden die meisten deutschen Unternehmer auch nichts lieber tun als das. Doch dazu müssen die Firmenchefs erst mal an China, an Indien und an den deutschen Politikern vorbei. Schwer zu sagen, was da die größere Hürde ist.
Keine Rohstoffe – keine Chance
Während sich die ganze Welt über ein neues Wirtschaftswunder freuen möchte, leidet die deutsche Industrie unter gefährlichen Rohstoffengpässen. Wer in seinen Produktionsstraßen beispielsweise auf Messing, Magnesium oder Platin angewiesen ist, dem kommen derzeit bei einem Blick auf Rechnung und Lieferschein dicke Tränen. Vorausgesetzt natürlich, es kann überhaupt noch ein verlässlicher Lieferant für diese wichtigen Rohstoffe gefunden werden. Ähnliches gilt im Moment sogar für Paraffin, welches für die Produktion von Kerzen unverzichtbar ist. Darum ist es nicht ganz ausgeschlossen, dass die Brandgefahr deutscher Adventskränze in diesem Jahr unfreiwillig und drastisch abnimmt. Warum? Weil ein Adventskranz ohne Kerzen nun mal nicht wirklich feuergefährlich ist. Defizitäre Lieferengpässe, wohin man auch schaut. Doch wo halten sich eigentlich all die nachgefragten Rohstoffe verborgen?
Der frühe Vogel fängt den Wurm
Während hierzulande noch sämtliche Krisenstäbe in Permanenz tagten, haben China und Indien gnadenlos und nahezu mit Lichtgeschwindigkeit fast den gesamten Rohstoffmarkt leergefegt. Dabei waren und sind diese Nationen in ihrem wirtschaftlichen Beuteschema recht flexibel. Alles, was selten, wertvoll, oder mit produktiver und prospektiver Phantasie behaftet ist, haben sich diese Visionäre geschickt gesichert. Und die deutsche Wirtschaft guckt in die Röhre allgegenwärtiger Lieferengpässe. Keine besonders gute Basis für den stabilen Aufwärtstrend, den wir alle so flehentlich herbeigesehnt haben.
Wie hilft die Politik?
Durch konsequente Nichtbeachtung und eifrige Delegation des drängenden Problems. Ein Schelm, wer sich hier etwas anderes erhofft hätte. Uni sono fordern die Politiker jeder Couleur die Eigenverantwortung der Industrie sowie noch mehr G20 Gesprächsrunden. Oder anders gewendet: Helft Euch selbst, dann hilft Euch Gott. Wir jedenfalls helfen euch nicht. So viel staatsmännische Zurückhaltung bei diesem brennenden Problem ist in etwa so hilfreich, wie Würfelzucker in einen Benzintank plumpsen zu lassen.
Getretener Quark wird breit – nicht stark. So wusste und sagte es schon Goethe. Diese Erkenntnis ist allerdings bis heute noch nicht zu den Politikern und ihren abgehobenen Debattierclubs durchgedrungen. Und so könnte es passieren, dass der gerade wieder mit Mühe und Not angeworfene Wirtschaftsmotor bald wieder stottert und anschließend absäuft. Oh Du Fröhliche!
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