Kapitallebensversicherungen galten über Jahrzehnte als der Königsweg bei Vorsorge und Vermögensaufbau. Doch die anhaltende Niedrigzinsphase an den Finanzmärkten setzt auch den Renditen der Assekuranzen zu. Die Konsequenz: Die tatsächlichen Erträge nach Abzug der Kosten fallen immer niedriger aus. Sogar eine abermalige Senkung des Garantiezinssatzes steht im Raum.
Wer derzeit eine Kapitallebens- oder Rentenversicherung abschließt, erhält vom Versicherer die garantierte Zusage, dass die Gutschriften auf dem Vertragskonto mit 2,25 Prozent im Jahr verzinst werden. Der Garantiezins wurde in den letzten Jahren mehrfach gesenkt – zuletzt im Jahr 2007 von 2,75 auf das heutige Niveau von 2,25 Prozent pro Jahr.
Die Garantieverzinsung bezieht sich allerdings nicht auf die vom Versicherungsnehmer aufgewendeten Beträge. Von diesen sind zunächst Kosten für Verwaltung und Vertrieb abzuziehen. Die Kosten werden dem Vertragskonto einerseits zu Beginn der Laufzeit belastet, andererseits wird auch von jeder laufenden Einzahlung ein bestimmter Prozentsatz einbehalten.
Die Überschussbeteiligung ist ungewiss
Die Rendite kapitalbildender Policen besteht allerdings nicht nur aus dem Garantiezins, sondern auch aus der Überschussbeteiligung. Deren Höhe ist allerdings ungewiss. Sie richtet sich nach dem Erfolg, den der Versicherer bei der Anlage der Kundengelder am Finanzmarkt erzielt.
Das anhaltend niedrige Zinsniveau an den Finanzmärkten wirkt sich auch hier zunehmend aus. Die deutschen Versicherer sind zu 90 Prozent in verzinslichen Wertpapieren investiert – ein Großteil davon Staatsanleihen mit bester Bonität. Diese Anlagepolitik, die auch von den Aufsichtsbehörden gewollt ist, macht den Kapitalstock der Assekuranzen zwar sehr sicher. Sie drückt jedoch auch auf die Erträge und damit das Ergebnis der Versicherten.
Beim Vergleich verschiedener Angebote muss die garantierte Rente als wesentliche Größe herangezogen werden. Aufgrund des langfristigen Zeithorizonts von Lebens- und Rentenversicherungen sind Annahmen über die künftige Höhe der Überschussbeteiligung eines Versicherers müßig.
Die reale Verzinsung kann kaum zur Vorsorge per Lebensversicherung motivieren
Das Verhältnis von Aufwand und Ertrag einer privaten Rentenversicherung entmutigt geradezu, wenn es anhand der Garantierendite gemessen wird. Ein bekannter deutscher Versicherer stellt auf seiner Homepage ein Rechentool zur Verfügung, das nach der Eingabe einiger Parameter das Ergebnis einer Anlage liefert.
Will ein 30jähriger Mann über einen Zeitraum von 35 Jahren eine monatliche garantierte Rente in Höhe von 1.000 Euro aufbauen, muss er dafür bei einer Rentengarantiezeit von 10 Jahren monatlich gut 450 Euro einzahlen. Unter Berücksichtigung der vom Versicherer unterstellten Überschussbeteiligung beträgt die monatliche Rente knapp 1.850 Euro. Dabei handelt es sich dann um eine dynamische Rente.
Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass es sich bei den Rentenzahlungen (ob mit Überschussbeteiligung oder ohne) um nominale Zahlungen handelt, die im angenommenen Fall im Jahr 2045 beginnen. Davon ausgehend, dass das Preisniveau in der Zukunft höher sein wird als in der Gegenwart, werden die eigentlichen Ziele im Hinblick auf den Lebensstandard im Alter womöglich nicht erreicht.
Der lange Zeitraum macht es fast unmöglich, die reale Kaufkraft einzuschätzen, die später mit der Rente tatsächlich besteht. Steigen die Verbraucherpreise im angenommenen Zeitraum von 35 Jahren jedes Jahr um 2 Prozent, ist bei Renteneintritt die Hälfte der Kaufkraft aufgezehrt.
Die Versicherer sind gut beraten, Argumente anzuführen, die für den Abschluss einer Lebensversicherung anstelle des simplen Sparens auf einem Tagesgeldkonto sprechen.
© Pixel Trader Ltd. 2013 Alle Rechte vorbehalten