Betriebe, die von ihren Inhabern (GEX-Index) geführt werden, gelten als die ‚besseren’ Unternehmen. Die stärkere Bindung zwischen Gründer und operativem Geschäft und das weitsichtigere betriebswirtschaftliche Handeln gegenüber einem von Finanzinvestoren geführten Betrieb gelten als die größten Vorteile von Unternehmen, die sich nicht allzu weit von ihren Wurzeln entfernt haben.
IPO darf maximal 10 Jahre zurückliegen
Die Deutsche Börse hat vor einigen Jahren ein Indexkonzept entwickelt, das dem Bedürfnis vieler Anleger nach einem Investment in inhabergeführte Unternehmen nahe kommt. Der German Entrepreneurial Index GEX enthält börsennotierte Unternehmen, deren IPO (Initial Public Offering, erster Börsengang) maximal 10 Jahre zurück liegt.
Dadurch soll gewährleistet werden, dass das Unternehmen und seine Belange einen hohen Stellenwert in den Überlegungen der Geschäftsführung besitzen. Bei Unternehmen, die bereits am Kapitalmarkt etabliert sind, wird oft kritisiert, dass sie sich zu sehr an den Vorgaben des Finanzmarktumfeldes orientieren anstatt am Wohl und Wehe des eigenen Betriebes.
Die im GEX vertretenen Unternehmen gehören zu mindestens 25 und maximal 75 Prozent dem aktuellen Management des Betriebs. Der Index wurde am 30. Juli 2004 mit einem Indexstand von 1000 Punkten erstmals berechnet. Eingeführt wurde er dann am 03. Januar 2005. Seit der ersten Berechnung im Jahr 2004 konnte der GEX den Deutschen Aktienindex schlagen. Die Korrelation zwischen GEX und DAX ist allerdings sehr hoch.
Mittelständische Betriebe – das Rückgrat der Wirtschaft in Deutschland
Die Grundidee des Ansatzes fußt auf der Tatsache, dass mittelständische Betriebe das Rückgrat der deutschen Wirtschaft sind, zugleich aber nach wie vor ein Randdasein in den Portfolios deutscher Privatanleger führen. Mehr als die Hälfte der Wertschöpfung und Investitionen der deutschen Wirtschaft entfallen auf den Mittelstand. Etwa 70 Prozent der Beschäftigten arbeiten bei Mittelständlern.
Der Index wird quartalsweise neu zusammengesetzt. Derzeit erfüllen 38 Unternehmen die zur Aufnahme in den GEX-Index erforderlichen Kriterien. Im Index finden sich einige prominente Namen, aber auch einige weniger bekannte Unternehmen. Bekannte Mitglieder sind zum Beispiel die Fielmann AG und die Hypoport AG und die Bauer AG. Privatanleger können über Indexzertifikate in das Konzept investieren.
Unentbehrlich ist der Index nicht
Indexfonds auf den GEX wurden bislang nicht aufgelegt. Bei Indexzertifikaten müssen Anleger das Emittentenrisiko berücksichtigen.
Dass das Interesse der Investoren bislang nicht alle Dämme gebrochen hat, liegt sicherlich auch daran, dass der GEX kein wirkliches bzw. ein zu schwaches Alleinstellungsmerkmal besitzt. Die Korrelation zu den etablierten Indizes ist recht hoch, und der moderaten Outperformance gegenüber dem DAX-30 steht das erhöhte Risiko gegenüber, das mit einem Investment in Unternehmen der zweiten Reihe einhergeht.
Die Aufnahmekriterien sind nicht streng genug, um für sich einen eigenen Investment-Ansatz darzustellen. Der GEX ist deshalb kein unentbehrliches Konzept in der Investmentlandschaft.
Dennoch ist er für Kapitalanleger, die Investments möglichst nah am deutschen Mittelstand suchen und dabei nicht auf Einzelaktien oder aktiv verwaltete Fonds mit entsprechendem Schwerpunkt setzen möchten, die nach derzeitigem Stand beste Lösung. Er eignet sich als Beimischung zu einem chancenorientiert aufgestellten Aktienportfolio.
Sofern bereits größere Teile des Vermögens in deutschen Blue Chips und anderen nationalen Aktien angelegt sind, kann die zusätzliche Aufnahme des GEX allerdings zu einer Übergewichtung deutscher Titel führen.
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