Der Supermarkt gilt als günstige Alternative zum eher hochpreisig angesiedelten herkömmlichen Einzelhandel. Dabei ist das Vertrauen der Verbraucher in ihren „Discounter“ oft so groß, dass sie hinter jedem Preisschild ganz automatisch ein gutes Schnäppchen vermuten. Doch wer wirklich kostenbewusst und clever einkaufen will, tut gut daran, auf raffiniert getarnte Preiserhöhungen zu achten. Denn gerade im Supermarkt zielen psychologisch geschulte Verkaufsstrategen mit ihren perfide getarnten Geheimwaffen auf die Geldbeutel gutgläubiger Kunden.
Die Menge macht’s
Seit Neuestem dürfen Produkte in gewöhnungsbedürftig „krummen“ Mengen abgepackt sein. Da liegen beispielsweise 376 ml, 450 ml oder 870 ml Milchgetränk im Kühlregal friedlich nebeneinander. Das Problem bei diesen unterschiedlichen Produktmengen besteht darin, dass der Verbraucher jetzt hinsichtlich der jeweiligen Preisgestaltung keine direkten und unmittelbaren Vergleichsmöglichkeiten mehr hat. Darum ist es vorgeschrieben, dass an jedem Preisschild eine standardisierte Referenzmenge mit dem jeweiligen Grundpreis mit angegeben ist. Das sind üblicherweise die Preise pro 100 Gramm oder pro einem Liter, je nachdem, um welche Ware es sich handelt.
Doch das Gesetz sagt leider nichts darüber aus, in welcher Schriftgröße diese wichtige Information aufgedruckt sein muss. Und so ist der Vorschrift auch dann pro forma Genüge getan, wenn man zum Entziffern des Grundpreises grundsätzlich ein Taschenmikroskop benötigen würde. Die Verkaufspsychologen setzen hier auf die Bequemlichkeit des Kunden und kommen damit auch in der Mehrzahl der Fälle durch. Und schon hat man, ohne es zu wissen oder zu wollen, ein viel zu teures Produkt im Einkaufswagen.
Ab jetzt in neuer Verpackung
Unter dem fadenscheinigen Deckmäntelchen der kundenorientierten Innovation werden laufend neue Umverpackungen für altbekannte Produkte kreiert. Allerdings ist die wahre Intention der Verpackungsdesigner eine gänzlich andere. Denn in Wirklichkeit soll dem Kunden optisch suggeriert werden, dass er ab sofort mehr Ware für weniger Geld erhält. Leider ist das genaue Gegenteil der Fall. Denn hinter der schicken neuen Schale versteckt sich eine spürbare Anhebung des Produktgrundpreises. Was der Kunde sieht, ist dann nicht mehr das, was er tatsächlich bekommt, wenn er es bezahlt. Darum sollte man immer dann, wenn eine bekannte Ware plötzlich in einem neuen Gewand daherkommt, sofort und als Erstes auf den Grundpreis schauen. Denn dabei fliegt der Schwindel natürlich sofort auf.
Jetzt mit verbesserter Rezeptur
Die Gewinnspanne eines Herstellers definiert sich, unter anderem, über die Differenz zwischen den Produktionskosten und dem Verkaufspreis. Das bedeutet: Je billiger produziert wird, desto höher kann die Marge ausfallen. Darum tricksen immer mehr Hersteller mit billigen Rohstoffen. So werden in angeblich neuen und verbesserten Rezepturen Käse, Fleisch, Nüsse und frische Kräuter durch Maismehl, Kartoffelstärke, Zucker, Verdickungsmittel, Aromastoffe und Geschmacksverstärker ersetzt. Um nur ein paar der unappetitlichen Beispiele zu benennen.
Dabei haben wieder einmal jene Verbraucher das Nachsehen, die keine starke Leselupe zum Einkaufen mitnehmen. Denn die zwingend vorgeschriebenen Zutatenlisten, die derartige Geschmacklosigkeiten sofort enthüllen würden, sind selbstverständlich in der kleinstmöglichen Type aufgedruckt. In diesem Fall lauert die Preiserhöhung tatsächlich im völlig Verborgenen. Denn obwohl sich das Produkt augenscheinlich nicht verteuert hat, bekommt der Verbraucher ab sofort wesentlich weniger und deutlich schlechtere Qualität für sein gutes Geld.
Kritischen Konsumenten bleibt wirklich nichts anderes übrig, als ihre Augen und ihren Verstand wirksam zu bewaffnen, bevor es an die Supermarktregale geht. Denn nur damit können jene Preiserhöhungen, die sich durch die Hintertür einschleichen wollen, gnadenlos bloßgestellt und entlarvt werden.
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