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Selbstversorgung:

Hühner und Bienen auf dem Dach – der Trend aus den USA

Seit der Weltwirtschaftskrise rückt die Selbstversorgung wieder in den Vordergrund. New Yorker halten Bienen und Hühner auf ihren Dachterrassen in Manhattan.

Selbstversorgung in den USA - Hühnerhaltung auf dem Dach.

Selbstversorgung: Menschen in Manhattan halten Hühner und Bienen auf dem Dach. Bild: © fotolia.de

Die weltweite Wirtschaftskrise hat auch vor den USA nicht Halt gemacht und das Konsumverhalten der Amerikaner nachhaltig verändert. Galt früher ein Lebensstil, der von der Serie „Sex and the city“ inspiriert als schick, werden heute andere Prioritäten gesetzt.

Als „das neue Manhattan“ gilt Brooklyn und Zeichen werden nicht mehr mit Schuhen von Manolo Blahnik und edlen Handtaschen von Gucci gesetzt. Nachhaltigkeit heißt mittlerweile das Zauberwort. Und angesichts der Krise sind nur wenige New Yorker bereit, für ein Abendessen aberwitzige Summen auszugeben.

Der Trend geht nun aber nicht nur zu Bio-Produkten, sondern gar zur Selbstversorgung. Und das ist wohl einer der Gründe, warum sich neuerdings so viele New Yorker Hühner und Bienenvölker auf den Dachterrassen hoch über Manhattan halten.

Selbstversorgung auch in der Großstadt liegt im Trend

Zurück zur Natur – so könnte man die neue Bewegung vielleicht auch nennen. Und das nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern auch aus Gründen des Umweltschutzes. Einkaufen im Biomarkt und – so paradox es klingt – Hühnerhaltung auf dem Dach des Wolkenkratzers ist für viele Einwohner in New York und auch in Los Angeles normal geworden.

Sie hegen und pflegen ihre Hühnervölker und ihre Bienen und profitieren von deren Erzeugnissen. Hunde, Katzen, exotische Ziervögel und Kaninchen als Haustiere sind zwar ganz lieb und nett, aber sie sind nun mal keine Nutztiere. Bienen hingegen produzieren Honig und Hühner legen Eier – und somit ist deren Haltung nicht nur für trendbewusste Großstädter sehr attraktiv.

Warteliste für Hühner

Wer heute bei einer der großen Geflügelfarmen Hühner kaufen will, um seinen Dachgarten mit Geflügel zu bestücken, der muss sich etwas gedulden. Denn die Nachfrage ist derzeit so groß, dass momentan mit sechs bis acht Wochen Lieferzeit keine Seltenheit mehr sind, sondern eher der Normalfall.

Zwischen einem und fünf Dollar kostet ein Huhn und damit ist der neue Ökotrend in den amerikanischen Metropolen ein durchaus preiswerter Trend.

Bienenvölker sind da schon kostspieliger. Eine Bienenkönigin, die jedes Bienenvolk nun einmal haben muss, kostet rund 800 US-Dollar. Dann kauft sich so mancher doch lieber Hühner, die nicht nur günstig in der Anschaffung sind, sondern sich zudem mit einer recht spartanischen Haltung zufrieden geben.

Nichts desto trotz schließen die Hühnerhalter aus Brooklyn und Manhattan ihre Tiere ins Herz. Ist es nötig, gehen sie mit ihren Hühnern zum Tierarzt und gegessen werden natürlich nur die Eier. Kaum ein großstädtischer Hühnerfreunde bringt es nämlich übers Herz, die Hühner eines Tages zu schlachten. Und so werden die meisten Großstadthühner älter, als ihre Verwandten auf dem Land.

Interessanter Weise finden die Bienen in den Großstädten teilweise mehr Blumen als auf den Agrowüsten. Denn in New York beispielsweise pflanzen viele Leute auf ihren Dachgärten Blumen, Kräuter und Gemüse, oft in Bio-Qualität, auch die zahlreichen Parks darunter der High Line Park und natürlich der riesige Grand Central Park, liefern ihnen genug Blüten, aus denen sie Nektar und Pollen für ihren Honig sammeln können.

Pluspunkte für Bienenhaltung in der Stadt: Die Privatgärten werden im Normalfall weder mit Herbiziden noch Fungiziden oder Insektiziden behandelt, die den Bienen den Garaus machen könnten. Außerdem ist die Vielfalt an Pflanzenarten in der Stadt erheblich größer als auf den intensiv genutzten Monokultur-Äckern.

Auch in Paris und Berlin Honig vom Dach

Auf dem Dach der Pariser Opéra Garnier und des Grand Palais hausen mittlerweile ebenfalls mehrere Bienenstöcke, die sich in den rund 450 Pariser Parks, darunter der Jardin du Luxembourg auf zahllosen Balkons und Dachgärten Nektar und Blütenpollen suchen.

Die Stadtimker gibt es aber auch in Berlin: Dr. Marc-Wilhelm Kohfink, selbst zertifizierte Bioland-Stadtimker, informiert in seinem Buch „Bienen halten in der Stadt“, dass es in Berlin mittlerweile mehr als 500 Großstadtimker gibt.

Auch das Technische Rathaus in Bochum und das Frankfurter Bankenviertel gehören zur neuen Heimat der emsigen Honigbienen. Wer sich für die Stadtimkerei interessiert, kann z. B. bei Imker Kohfink einen Workshop besuchen, siehe http://www.imkerei-kohfink.de/, rechte Spalte.

Buchtipp: Marc-Wilhelm Kohfink: Bienen halten in der Stadt. Gebunden, 174 Seiten, 46 Farbfotos und 32 Zeichnungen. Stuttgart: Ulmer, 2010, ISBN-13: 978-3800167128, Preis 24,90 Euro

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