Wolfgang Grupp, der charismatische Inhaber der Trigema GmbH & Co. KG, hat sich aus Prinzip schon seit jeher der Standortverlagerung des produzierenden Gewerbes in die ebenso exotischen wie fernen Billiglohnländer verweigert. Damals wurde er dafür belächelt. Und im Stillen als sentimentaler Traumtänzer tituliert, der wohl bald an seinen hohen Lohnkosten und an seiner betulichen Firmenpolitik ersticken würde. Heute bleibt allerdings den schneidigen Besserwissern von damals das herablassende Lachen im Halse stecken. Denn immer mehr Unternehmer müssen inzwischen schmerzvoll erkennen, dass sie sich mit der Produktion im Ausland selbst einen gewaltigen Bärendienst erwiesen haben.
Reumütige Rückkehr
Der US-Werkzeugmaschinenhersteller Haas Automation Inc. war damals ausgezogen, um vermittels billiger chinesischer Arbeitskräfte seine Gewinnspannen zu optimieren. Ganze zwei Jahre wurden mit dem Versuch vergeudet, beste Produktqualität von Hungerlohnempfängern herstellen zu lassen. Diese Rechnung konnte nicht aufgehen, und sie tat es auch nicht. Heute weiß man das auch bei Haas und zieht mit einem lapidaren „zu teuer“ die einzig logische Konsequenz: die Rückverlagerung der Produktion ins heimische Kalifornien. Der bekannte Hersteller von Motorsägen und Kleinmotorgeräten, die Andreas Stihl AG & Co. KG, kann ein ähnlich betrübliches Lied singen. Denn die Verlagerung der Produktion nach Brasilien erwies sich als wirtschaftlicher Mega-Flop. Heute wird folgerichtig wieder im schönen Waiblingen gefertigt, wo Stihl seinen Stammsitz hat.
Von der Enttäuschung zur Konsequenz
Inzwischen hat es sich in den Chefetagen herumgesprochen, dass es zuhause doch am Schönsten ist. Das kann man daran sehen, dass die Zahl der Produktionsverlagerungen ins Ausland auf ein absolutes Rekord-Tief gesunken ist. Hat es zwischen 2004 und 2006 noch satte 16 % der produzierenden Gewerbe ins vermeintlich billige Ausland gezogen, sank diese Quote in den beiden Folgejahren um volle sieben Prozent. Und aktuell kann festgestellt werden, dass auf jeden wirtschaftlichen Auswandererbetrieb ein geläuterter Heimkehrer kommt.
Qualität gewinnt
Was macht die einst so geschmähten westlichen Hochlohnländer plötzlich wieder so sexy? Ganz klare Ansage: die Fertigungsqualität. Denn es hat sich als kostspieliges Ammenmärchen erwiesen, dass man zu östlichen bis fernöstlichen Dumpinglohntarifen jene Qualitätsstandards halten kann, die solvente Kunden mit gutem Recht verlangen und erwarten. Wenn offensichtliche Qualitätsmängel und viel zu lange Lieferzeiten die entnervte Kundschaft in die Arme der klugen Konkurrenz treiben, dann kommt nämlich der Billiglohn-Gedanke im Endeffekt tödlich teuer zu stehen.
Da lacht Wolfgang Grupp. Und mit ihm immer mehr kluge Entscheider der deutschen Wirtschaftselite, die nicht nur die Kirche, sondern auch ihre Produktionsstätten im Dorf lassen. Oder wieder dorthin zurückholen. Weil es sich rechnet.
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