Kann man nach Arbeit (Arbeitssucht) wirklich süchtig sein? Für die meisten Nicht-Betroffenen völlig unvorstellbar, zählen doch die meisten Arbeitnehmer bereits am Montag die Tage bis zum nächsten Wochenende. Doch vielen geht es da ganz anders: Immer schneller, immer perfekter arbeiten und das oft 12-16 Stunden täglich. Ein „Nein“ gibt es nicht, stattdessen ist man universell einsetzbar, am besten auch noch an Wochenenden und feiertags. Die kurze Nacht wird mit Aufputsch-Mittelchen eingeleitet, um überhaupt noch einschlafen zu können. Was Arbeitssucht wirklich ist und wie man aus dieser gefährlichen Spirale wieder herauskommt, zeigt der folgende Artikel.
Was genau ist ein Arbeitssüchtiger?
Als arbeitssüchtig (oder im Englischen als Workaholic benannt) werden Menschen bezeichnet, die über ihre übliche Arbeitszeit hinaus auch noch einen Großteil ihrer Freizeit, oder sogar ihre komplette Freizeit, auch Wochenenden oder Feiertage, mit Arbeit ausfüllen. Dabei ist diese Art der Sucht ein Problem, das in allen Gesellschaftsschichten zu finden ist. Heimtückisch daran ist, dass oftmals das Problem gar nicht sofort erkannt wird. Der Arbeitssüchtige wirkt anfangs erfolgreich und aktiv.
Doch irgendwann stellt sich heraus, dass er ohne seine Aktenberge nicht mehr leben kann, die Arbeitstage werden immer länger und intensiver. Bei Arbeitssüchtigen wird genauso wie bei anderen Süchten, Adrenalin freigesetzt. Dabei kommt der Adrenalinstoß dann, wenn der Arbeitnehmer eigentlich schon völlig überfordert ist. Ein gefährlicher Teufelskreis beginnt, in dem Familie und Freunde meistens ganz hinten anstehen. Außerdem schädigt man bis aufs übelste seine eigene Gesundheit: Dauerstress bis hin zum Burn-out, Einsamkeit, mangelnde Konzentration, chronische Kopfschmerzen, erhöhter Blutdruck, Depressionen, Herzinfarkt oder Magengeschwüre können verheerende Folgen dieser Sucht sein.
Zähle ich zur Risiko-Gruppe?
Sie meinen, fleißig zu arbeiten kann doch nichts Schlimmes sein? Sie haben Recht. Und deswegen ist es oftmals schwer zu erkennen, wann die Grenze erreicht ist, wo es einfach zu viel des Guten ist. Solange die Arbeit Spaß macht, ist alles im grünen Bereich. Bedenklich wird es, wenn die Arbeit zum einzigen Sinn im Leben wird. Wenn sich alles nur noch um die Arbeit dreht. Wenn es einmal so weit gekommen ist, sollte man sich einem Selbsttest unterziehen. Stellen Sie sich einmal folgende Fragen und versuchen Sie so ehrlich wie möglich zu antworten:
- Wie oft nehme ich meine Arbeit mit nachhause?
- Wie oft denke ich in meiner Freizeit an die Arbeit?
- Wie viel Zeit bleibt mir noch für meine Familie und Freunde? Wann habe ich das letzte Mal etwas mit ihnen unternommen?
- Wie oft verschiebe oder unterbreche ich meinen Urlaub, weil ich einfach unabkömmlich bin? Oder wie oft nehme ich im Urlaub Arbeit mit nachhause?
- Wie schnell fällt mir zuhause die Decke auf dem Kopf, wenn ich einmal nichts zu tun habe?
Raus aus der Sucht
Gegen diese Art der Sucht gibt es kein Medikament, aber trotzdem einen Weg zur Abhilfe. Der erste Schritt ist die Selbsterkenntnis und der Wunsch und Wille, gegen die Sucht anzukämpfen. Oftmals steckt man so tief in der Spirale der Sucht, dass Selbsthilfe nichts mehr nutzt. Wenn es einmal so weit ist, sollte man sich nicht davor scheuen, professionelle Hilfe in Form von Therapien zu bekommen oder Selbsthilfe-Gruppen aufzusuchen, da hier geholfen werden kann, die wahren Motive der Arbeitssucht aufzuspüren.
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